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Mama sein – Thema Erziehungsratgeber

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Ich kann nicht behaupten, dass ich besonders großer Fan von Erziehungsratgebern wäre. Liest man sich durch Kommentare unter Artikeln oder Statments auf den einschlägigen Social Media Plattformen, ist das eigentlich niemand. Denn da heißt es: „Hört auf Herz und Bauch und ihr werdet für euer Kind die richtige Entscheidung treffen!“, „Nur ihr seid Experte für euer eigenes Kind!“, „Entspannte Eltern bekommen entspannte Kinder!“. Wer einen dieser Sätze postet erntet garntiert viele Likes, Herzchen und Kopfnicken.

Merkwürdig, dass Erziehungsratgeber trotz allem einen reißenden Absatz finden und jeder, der schon mal mit mehr als seinen eigenen Kindern Kontakt hatte, plötzlich zum Experten wird.

Und nun komme ich ins Spiel. Denn als bekennender Nicht-Fan solcher Literatur, habe mir eben ein solches Buch kürzlich zugelegt. Ende letzten und Anfang diesen Jahres hatten wir eine mitunter schwierige Zeit zusammen. Die (wie ich hoffe) natürlich Reaktion darauf ist, sich irgendwie Rat zu holen. Das geschieht natürlich im wesentlichen im privaten Umfeld, doch mir begegnete immer wieder ein Name im Netz mit Zitaten, Bezugnahmen etc. Stichwort: Jesper Juul.

So kam es, dass ich mir also ein Buch des besagten Experten zulegte, und auch der erste Blick ins Buch bestätigte mir, dass ich einige Dinge unterstützen kann bzw. die Heransgehensweise durchaus nachdenkenswert ist. Davon mal abgesehen: wer wäre ich jahrzehntelange Therapeuten-Erfahrung in Frage zu stellen. Meine Erfahrung bezieht sich auf zwei Jahre, ein Kind und jeweils eine spontante Reaktion auf neue Herausforderungen.

Was ich sagen möchte: das Buch oder seine Grundlagen möchte ich gar nicht im Einzelnen kritisieren oder besprechen. Es geht darum, was das Buch mit mir gemacht hat!

Denn das Buch hat mich unentspannt und verkrampft gemacht. Immer wieder werden Situationen beschrieben, die bei uns ebenso ablaufen könnten. Einfach weil es meine natürlich Reaktion ist. Ich muss nicht erwähnen, dass diese beschriebenen Situationen nicht die Positiv-Beispiele waren, oder?!

Jedenfalls fing ich auf einmal an darüber nachzudenken, was ich meinem Kind gerade antue, indem ich auf Bauch und Herz höre oder einfach ich bin. Zerstöre ich gerade jedes Selbstgefühl, Selbstwertgefühl oder sonstwas? Kooperiert mein Kind oder nicht? Ist es zu angepasst oder doch zu rebellisch? Bahne ich ihm gerade den Weg in die Gosse oder Drogenabhängigkeit?

Ok, es mag überspitzt sein, doch ich stellte plötzlich jede Reaktion in Frage. Wählte meine Worte genau und fragte mich, ob ich damit gerade meinem Kind etwas Gutes tue. Oder gerade nicht. Denn ich fühlte mich nicht mehr authentisch und strengte mich wahnsinnig an. Vielleicht funktionieren Veränderungen auch nicht ohne Anstrengung. Aber eine verbogene Mama ist sicherlich keine gute Mama!

Ich habe das Buch zu Ende gelesen und habe lange damit gekämpft, was ich daraus ziehen soll. Ich versuche die Gedanken abzuschütteln, so der Entschluss. Denn ich habe das Gefühl, dass uns das alles nicht gut tut.

Meines Erachtens wird bei solchen Ratgebern auch zu wenig darauf hingewiesen, dass manches vielleicht einfach auch Charakterzüge des Kindes sein können. Ist ein ruhiges Kind, das wenig trozt ein kooperatives Kind aufgrund der Erziehung? Wird es später rebellieren? Oder ist es schlicht und einfach ein ruhiges Kind?! Wehrt sich ein rebellisches Kind gegen irgendwas oder ist es einfach temperamentvoll? Wenn es jemand kritisch hinterfragen kann, dann die eigenen Eltern, aber sicherlich kein Buch dieser Welt.

Mein Fazit ist, dass ich mich erst wieder mit Erziehungs-Tipps beschäftigen werde, wenn es so große Probleme gibt, dass man wirklich Hilfe benötigt. Und nicht einfach mal so, um sich selbst als beste Mama der Welt weiterzubilden. Das sind wir auch so alle schon!

Und sollte man Tipps benötigen, macht es sicherlich mehr Sinn, jemanden persönlich aufzusuchen. Jemanden, der die ganz individuelle Situation erfassen kann. Jemanden, der auf mich und meine konkreten Fragen eingehen kann. Möglicherweise erzählt einem diese Person das gleiche, was in dem Buch stand. Aber dann weiß ich wenigstens, dass es mich auch betrifft und mir tatsächlich helfen kann. Dann ist es nicht so, als würde ich mir in der Apotheke irgendein Medikament raussuchen, weil die Verpackung so schön ist, ohne zu wissen, ob es gegen meine Krankheit hilft. Ich hoffe ihr versteht, was ich meine.

Vielleicht reagiert nicht jeder so empfindlich, wie es getan habe. Möglicherweise gibt dem einen oder anderen ein Ratgeber auch Halt. Dann soll das so sein. Wer wäre ich, dann dagegen zu reden. Ich für meinen Teil konnte diese „Einmischung“ in mein Hirn nicht ertragen und bin ganz sicher von Ratgebern in Bücherform erstmal geheilt.


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