Es ist schon einige Zeit her, seit ich die beiden Veranstaltungen besucht habe, über die ich euch heute berichten möchte. Aber beide haben mich auf ihre Weise inspiriert und begeistert zurückgelassen, sodass ich euch einen Besuch unbedingt empfehlen möchte. Naja, und außerdem schlägt da irgendwo ganz tief in mir drin auch noch ein kleines Germanisten-Herz.
Ich kann mich ja grundsätzlich sehr dafür begeistern, wenn jemand ein Talent hat. Ganz egal, ob es sich dabei um Tanzen, Singen, Zeichnen oder eben Schreiben handelt. Und schreiben ist eben auch nicht schreiben. Man hört oder liest Texte und denkt: naja, das könnte ich auch! Aber nein, ich könnte das meistens nicht…denn wirklich gute Texte oder Gedichte zu schreiben ist eine Kunst!
Wer sich für Sprache ebenso begeistern kann, dem möchte ich zwei Veranstaltung ans Herz legen, die so ganz unterschiedlich und doch ähnlich sind.
Textbühne Mainz
Die Textbühne Mainz findet in größeren Abständen – ca. quartalsweise – im Kulturcafé an der Mainzer Universität statt. Eine handvoll Autoren tragen hier Texte und Gedichte vor, bei unserem Termin gab es zusätzlich eine wirklich ganz tollen Singer-Songwriter-Einlage. Die Autoren können sich frei bewerben und die Organisatoren treffen eine Auswahl.
Als ich die Textbühne besuchte, gab es tatsächlich eine bunte Mischung von Texten. Da wurden wunderbare und witzige Gedichte vorgetragen von Menschen, die das offenbar schon öfter gemacht haben. Genauso saßen aber Autoren da, die sich zum ersten Mal ins „Rampenlicht“ trauten und einen ihrer Texte vortrugen. Genauso wie ein französischer Muttersprachler, der auf französisch ein Buch verfasst hatte und dem es ein Anliegen war, dieses auch auf deutsch zu übersetzen und vorzutragen. Das hat mich wirklich sehr beeindruckt.
Insgesamt also eine wunderbare Mischung und ein sehr interessanter Abend, der mich durchaus demütig zurückgelassen hat. Es gibt so viele Menschen mit Talent.
Der Eintritt zur Textbühne ist übrigens frei, das Ambiente ist im Kulturcafé entsprechend locker. Etwas gestört hat mich, dass manche Leute dies als Freibrief sehen, einfach zu kommen und zu gehen, wie es passt. Das bringt Unruhe in die Geschichte und ich finde es den Autoren gegenüber auch etwas respektlos, während des Vortrags eine solche Unruhe zu verursachen. Bis zum Ende eines Auftritts kann man ja ggfs. doch mal warten. Alles in allem war es aber auf jeden Fall lohnens- und empfehlenswert!
Poetry Slam
Der Poetry Slam fand bei unserem Besuch erstmals im Frankfurter Hof statt, der Eintritt betrug 8 Euro. Ein Preis, wie ich gleich anmerken möchte, der für die Qualität, die einen erwartet, mehr als gerechtfertig ist!
Der Poetry Slam verhält sich ganz anders als die Textbühne und ist wesentlich professioneller ausgerichtet. Das war mir vorher nicht so klar. Nach dem ersten Auftritt allerdings nicht übersehbar. Hier treten zum einen Autoren aus ganz Deutschland (in unserem Fall auch Österreich) auf, die bereits mehr als einen Auftritt hinter sich haben, mitunter sogar davon leben.
An diesem Abend haben mich jedoch nicht nur die Texte fasziniert, sondern auch die Inszenierung der jeweiligen Autoren. Mitunter wurde man Zeuge einer Sprachakrobatik, die man nicht anders als echte Kunst bezeichnen kann.
Der Poetry Slam funktioniert gleichzeitig auch als Wettbewerb. Aus dem Publikum werden 5 zufällig ausgewählte Juroren ausgewählt, die den Auftritt der Autoren – der übrigens maximal 7 Minuten dauern darf – bewerten. Nach jeder Runde fliegt ein Autor raus. Das Finale zwischen den letzten zwei, entscheidet das Publikum je nach Lautstärke des Applaus.
Fazit
Insgesamt kann ich euch beide Veranstaltungen nur ans Herz legen. Beide unterscheiden sich sehr in Organisation und Autoren, jedoch hat beides auf seine Weise seinen Reiz. Wer Lust auf Sprache und Kunst hat, der sollte auf jeden Fall mal Ausschau nach den nächsten Terminen halten.