Sehr lange ist es her, dass ich hier einen Mama-Artikel veröffentlicht habe. Doch nun ist es Zeit, mal wieder einen zu schreiben. Erinnert ihr euch an meinen Artikel „Wann ist es Zeit für das zweite Kind?“
Die Antwort kann ich euch hier und heute geben: jetzt! Und es ist nicht nur die richtige Zeit dafür, es hat sich auch schon auf den Weg gemacht, um unsere Familie im Sommer zu vervollständigen!
Und während ich diese Zeilen schreibe, könnt ihr glücklicherweise nicht sehen, wie sehr ich zittere. Denn das hier soll nicht nur ein Verkündungsartikel werden, sondern ich möchte gerne unsere aktuelle Situation mit euch teilen. Immer wieder bekomme ich die Rückmeldung, wie wertvoll meine ehrlichen Artikel seien. Dass nicht immer alles Glück und Sonnenschein ist, auch wenn es doch gar keinen Grund dafür gibt, dass dem nicht so ist. Und da offenbar irgendjemand meint, ich solle nicht zur Glückshormone-Strahle-Fraktion gehören, möchte ich auch das mit euch teilen und dem einen oder anderen ggfs. Mut machen.
Der Weg zum zweiten Kind
Wir haben uns die Entscheidung zum zweiten Kind nicht leicht gemacht. Die Gründe dafür hatte ich im genannten Artikel beschrieben. Schließlich setzte sich aber die Vorstellung von einer Familie mit noch einem Kind durch. Weil es sich für uns einfach doch richtig anfühlt. Und weil wir inzwischen als Familie besser angekommen sind, als das noch vor zwei Jahren der Fall war. Anfang 2017 beschlossen wir also, es anzugehen.
Im Gegensatz zur Mini-Mainzerin, ließ Nummer 2 aber auf sich warten. Nicht dramatisch lange im nachhinein, doch jeder „Fehlversuch“ wirkt quälend, wenn man sich einmal entschlossen hat. Da kommen plötzlich Fragen des Alters auf oder ob es vielleicht einfach nicht sein soll. Hat es dann mal geklappt ist das natürlich völliger Quatsch und alles im normalen Rahmen. Aber sicherlich können alle Paare, die sich ein Kind wünschen, diese Gedanken von Monat zu Monat bestätigen.
Mitte November hielt ich dann einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Es hatte geklappt. Allerdings nur kurz. Denn etwa 10 Tage später war alles auch schon wieder vorbei. Da wollte jemand nicht bei uns sein. Es ging mir eine Woche lang nicht gut. Es flossen Tränen. Aber ich bin auch nicht der Typ, der überdramatisieren möchte. Andere verlieren Kinder viel später, wir hatten nicht mal den Herzschlag gesehen. Es war ein Verlust, ich wollte aber kein Drama akzeptieren. Also weiter probieren.
Wir hatten unwahrscheinliches Glück, denn schon im nächsten Monat begann das Abenteuer von vorne. Am 27. Dezember hielt ich erneut einen positiven Test in den Händen. Kaum zu glauben! Wir waren glücklich!
Sehr schnell setzte die mir bekannte Übelkeit ein, diesmal inklusive einer bleiernen Müdigkeit. Im Januar war ich quasi zu nichts fähig. Mir war schlecht, ich war dauerhaft müde, musste arbeiten, Kind betreuuen und mir möglichst nichts anmerken lassen. Der Mann nahm mir alles ab, was nur ging. Gleichzeitig spielte die Angst mit, dass es vielleicht doch wieder schief geht.
Die aktuelle Situation
Seit wenigen Tagen hat sich nun die Übelkeit deutlich gebessert. Trotzdem geht es mir ganz aktuell alles andere als gut. Obwohl ich in der 15. Schwangerschaftswoche bin, glaub ich noch immer nicht, dass dieses Kind zu uns kommen wird. Ich habe ständig Herzrasen und kann nachts seit Wochen nur schwer schlafen. Meine Stimmung ist am Anschlag, meine Kräfte auch. Ich warte auf den Zeitpunkt, an dem man sich gut fühlt. Denn bei der Mini-Mainzerin hatte ich das ab dem 4. Monat. Diesmal nicht. Ich hoffe aber noch.
Es gibt keinen medizinischen Grund, warum ich mich so fühle. Wir vermuten inzwischen, dass der Verlust aus dem November doch tiefer sitzt, als ich das selbst eingestehen möchte. Im Grunde glaube ich das immer noch nicht, doch irgendwo müssen diese Ängste und diese Schutzhaltung herkommen.
Ich hätte diesen Artikel gerne schon vor längerem geschrieben. Voller Glück und voller Stolz. Nun sitze ich hier und zwinge mich, ihn zu schreiben. Ich habe Angst davor, weil ich das Gefühl habe etwas in die Öffentlichkeit zu tragen, was noch nicht reif ist. Aber alle Tests, die wir gemacht haben, schreien nach Glück. Aber es kommt nicht an. Nicht bei mir, bei allen anderen schon. Nun schreibe ich diese Zeilen aber doch, weil ich mich zwingen möchte, alles real werden zu lassen. Ich möchte Glückshormone in meinen Bauch fließen lassen, damit sich dieses Baby schon jetzt genauso geliebt fühlt, wie damals die Mini-Mainzerin. Ich möchte das Glück von außen aufsaugen und zu meinem machen können.
Nicht das Glück zu empfinden, das einem von außen entgegenkommt, ist ein furchtbares Gefühl. Es fällt mir schwer zu akzeptieren. Ich kann für das Baby noch nichts kaufen, obwohl ich mir gerne einen Body in Größe 56 vor die Nase hängen möchte. Aber ich kann nicht. Stattdessen bin ich ein Nervenbündel, das sein Umfeld strapaziert. Meiner Tochter eine ungeduldige Mutter, während sie sich so sehr auf ihr Geschwister freut. Mir selbst eine gnadenlose Kritikerin, die dieses hängenlassen eigentlich nicht akzeptieren kann. Es fühlt sich undankbar an, für das Glück, das wir haben. Dabei ist mir dieser Lottogewinn immer bewusst gewesen.
Mein Kopf in Kombination mit den Hormonen spielt sein eigenes Spiel und lässt mein Herz momentan nicht zu Wort kommen. Ich hoffe, dass sich das bald ändert. Bin ich doch so dankbar, dieses Wunder überhaupt erleben zu dürfen. Ich möchte es aber nicht nur erleben, sondern auch genießen.
Ich durfte gestern ein sehr wertvolles Gespräch führen. Mit einer 2-fachen Mama, die vor dem zweiten Kind ebenfalls eine Fehlgeburt hatte. Bei ihr folgte ebenfalls recht schnell die nächste Schwangerschaft, ihre Empfindungen schilderte sie ganz ähnlich, wie ich es aktuell emfpinde. Vielleicht hängt es tatsächlich an diesem unverarbeiteten Verlust. Und wenn dem so ist, dann geht es da draußen bestimmt noch mehreren so. Wahrscheinlich werde ich mich damit abfinden müssen, dass diese Schwangerschaft nicht so wird, wie ich es dachte. Das einfach zu akzeptieren, würde die Selbstvorwürfe auch minimieren. Was mir aber bestätigt wurde, dass selbst wenn die Schwangerschaft vielleicht etwas überschattet abläuft, es die Liebe nach der Geburt des 2. kleinen Wunders nicht im mindesten beeinflusst. Und darauf freue ich mich so unglaublich!