Camping ist eine Lebenseinstellung. Entweder man liebt es oder man kann es sich überhaupt nicht vorstellen. Ich verbinde mit Camping vor allem, morgens bei noch kühler Luft aus dem Zelt zu klettern, mich auf einem Klappstuhl einsinken zu lassen und mit den Füßen den Morgentau auf dem Gras zu ertasten. Natürlich ist nicht jeder Morgen so, aber es mein Sinnbild dafür, warum ich es liebe.
Bevor die Mini-Mainzerin bei uns war, waren wir häufig campen. In Holland, Schweden, Italien, USA, Kanada, Neuseeland und der Mann im Rahmen seiner Pfadfinderzeit in noch viel mehr Ländern. Mit Kind haben wir uns lange nicht an das Thema herangewagt. Durch meinen Kopf strömten ziemlich viele Fragen. Kann die Kleine gut auf einer Isomatte schlafen? Wird es zu kalt, wenn sie sich freistrampelt? Was ist, wenn sie nachts weint und der ganze Campingplatz das Theater mitbekommt? Naja, halt Gedanken, die man sich so macht.
In diesem Jahr haben wir beschlossen, dass es soweit ist. Erst wollten wir es nur mal ein Wochenende lang ausprobieren, dann haben wir aber doch einen einwöchigen Urlaub in Angriff genommen. Die Ausstattung des Kindes ging schnell. Normale Isomatte bzw. Thermarest und ein Kinderschlafsack. Hier haben wir uns übrigens für die etwas teurere Variante entscheiden, die man vergrößern kann. D.h. momentan ist er noch zusammengefaltet unten. Denn in zu großen Schlafsäcken wird kleinen Menschen schnell kalt. Man kann ihn per Reißverschluss vergrößern und bis zu einer Körpergröße von 1,70m nutzen. Theoretisch könnte ich ihn also auch noch verwenden. Zusätzlich gab es noch eine Taschenlampe fürs Kind.
Schwieriger war die Auswahl eines Campingplatzes. Deutschland bestätigt sich immer wieder als notorisch unlocker und so findet man häufig nur diese parazellierten Plätze, wo teilweise viele Dauercamper mit Zäunchen und Gartenzwerg zu finden sind. Nicht unser Ding. Wir lieben einsame Campingplätze in der Natur, den großen Komfort benötigen wir nicht. In diesem Zusammenhang kann ich euch zum Beispiel die Seite Outdoorkid wirklich empfehlen. Hier findet ihr viele Campingtipps für Reisen mit Kind. Bei der Campingplatzsuche half außerdem sich zum Thema „Naturcamping“ zu informieren.
Zum einen findet man hierzu gerne das Hofgut Hopfenburg, bei dem wir im Frühling in den Zirkuswagen genächtigt haben. Denn auch mit Zelt kommt man dort unter. Da es allerdings eine ziemlich große, weitläufige Fläche ist, kam uns das Zelten dort irgendwie „ungemütlich“ vor.
Schließlich fanden wir den „Buchseehof„. Etwas weiter weg als ursprünglich geplant, aber es war Liebe auf den ersten Blick.
Beim „Buchseehof“ handelt es sich um einen kleinen Bauernhof, der – oh Wunder – am Buchsee liegt. Dem Hofgut angeschlossen ist eine große Obstwiese, auf der man campen kann. Das Motto hier: first come first serve und jeder wie er will. D.h. jeder stellt sich da hin, wo er sich wohlfühlt. Das Gegenteil also von parzelliert. Wir hatten wirklich Glück, denn unser Zelt bauten wir sozusagen mit unverbaubarer Sicht zum See auf.
Ob mit Zelt oder Campingwagen, hier kann jeder unterkommen. Es gibt sogar einen extra Bereich für große Jugendgruppen etc. Natürlich ist der Campingplatz für jeden zu haben. Reist man als Paar oder mit Freunden an, sollte man sich aber auf jede Menge Kinder einstellen.
Als Familie ist es insofern perfekt, denn garantiert ist irgendein Kind im gleichen Alter vor Ort. Die Mini-Mainzerin schloss innerhalb eines Tages eine solch feste Freundschaft, dass der Vater des anderen Kindes noch einen Tag verlängerte, damit die beiden sich nicht trennen mussten.
Die Besitzer des Hofes sind unglaublich freundlich und absolut locker. Sie sind Teil des Campingplatzes, jederzeit ansprechbar und gehen in einer freien Minute auch mal selbst im See schwimmen. Es gibt auch einen kleine Hofverkauf, den vor allem die Töchter organisieren. Jeden Nachmittag um 15Uhr fand ein kleiner Eisverkauf statt, der natürlich ein fixer Termin im Kinderkalender war. Zudem gab es selbstgemachten Apfelsaft und Honig zu kaufen.
Das Schöne: die Kinder konnten uneingeschränkt über den Hof düsen und alle Tiere anschauen. Sie konnten in den Kuhstall rein und wenn es gerade passte auch mal mithelfen. Oder mal mit Traktor fahren. Oder mit den Baby-Kätzchen spielen. Naja, eben alles, was ein Kinderherz so glücklich macht.
Die Sanitäranlagen waren absolut sauber und immer gut beheizt. Zudem gab es einen großen Kühlraum, in dem man seine verderblichen Sachen in Regalen lagern konnte. Einem kühlen Weißwein am Abend stand also nichts im Wege.
Achso, vielleicht noch zur Lage. Der Buchseehof liegt kurz vor Ravensburg, also gar nicht weit vom Bodensee entfernt. Wir selbst haben sogar mal einen kleinen Ausflug über die Grenze nach Österreich in die Berge gemacht. Insgesamt gibt es aber in der Umgebung wahnsinnig viel mit Kindern zu unternehmen.
Alles in allem, kann ich euch also zum Familiencampen diesen Bauernhof nur ans Herz legen. Wir waren nach einer Woche so verbunden, wir wären am liebsten niemals weg. Ich gehe davon aus, dass wir nicht zum letzten Mal da waren. Insgesamt gab es viele Stammgäste, die zum Teil seit 20Jahren dorthin fahren. Ich kann es verstehen. Die Umgebung, die Menschen, die Herzlichkeit, es macht einfach riesig Spaß!
Übrigens noch ein kleiner Spezialtipp für alle Eltern die mit einem gerade windelfreien Kind campen. Wir haben einfach ein Töpfchen mitgenommen. Wenn der Weg nachts fürs Kind bis zur Toilette mal zu weit sein sollte, ist das die nicht zu missende Notlösung. Wir waren auf jeden Fall für unseren eigenen Geistesblitz im nachhinein sehr dankbar!
Noch Fragen zum Thema Camping mit Kind oder zum Campingplatz? Scheut euch nicht, mir zu schreiben!